Pfarre und Baugeschichte
Die erste romanische Kirche am gleichen Standort wurde nach alter Überlieferung schon 1188 geweiht. In den 1980er Jahren fand man im Zuge einer umfangreichen Kirchenrenovierung Fundamente eines romanischen Vorgängerbaues. Das Kirchenschiff war ein Saalbau von fast zehn Metern Länge, an das sich eine schmälere, etwa drei Meter lange Chorapsis anschloss. Auch das Patrozinium zum hl. Ägidius sowie Eigenheiten der Mauertechnik passen in diese Zeit. 1729 errichtete Abraham Millauer die bestehende barocke Wandpfeilerkirche neu, wobei er lediglich den Turm als Altbestand einbezog. Maler und Freskant war der bekannte Simon Benedikt Faistenberger.
Kirchlich gehörte Reith über viele Jahrhunderte zu St. Johann, der Urpfarre des Leukentales. Eine Urkunde von 1333 nennt die Reither Kirche "St. Egidi in Revt". Aufgrund des Silber- und Kupferbergbaues am nahen Rerobichl war - aufgrund der rasch angewachsenen Bevölkerung - bereits 1454 in Reith ein eigener Priester tätig und wohnhaft. Doch erst 1891 erlangte das seit 1674 bestehende Vikariat Reith mit der Erhebung zur Pfarre auch formell seine Unabhängigkeit von der Mutterpfarre St. Johann. Seit 2010 bildet Reith gemeinsam mit den Pfarren Aurach, Jochberg und Kitzbühel einen Pfarrverband.
Vortragekreuz
Im Besitz der Pfarre Reith befindet sich ein kostbares gotisches Vortragekreuz mit einer ursprünglich nicht zugehörigen romanischen Christusplakette. Das Kreuz wird als Leihgabe im Augustinermuseum in Rattenberg aufbewahrt und kann dort besichtigt werden.
Der "Totensagra"
Etwas geheimnisumwittert ist der stattliche zweigeschossige Bau am nördlichen Friedhofsteil, der im 17. Jahrhundert errichtete Totensagra, über dessen ursprüngliche Funktion man sich bis heute nicht ganz im Klaren ist. Zumindest zeitweise diente er als Dreikönigskapelle und als Beinhaus. Im Süden öffnet sich das Erdgeschoß in drei Rundbögen, wobei der linke als kleine offene Kapelle mit einer nur fragmentarisch erhaltenen Wandmalerei ausgeführt ist. Die bemalten Nischen der Ostwand zeigen zuoberst ein Mariahilfbild, darunter den hl. Ägidius und den hl. Antonius von Padua.